Page 8 - WEINHEIM - Rückblicke und Begegnungen
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Vom Bauerndorf zur Industriestadt
Weinheim an der Bergstraße, am Westhang des Odenwaldes und am Rande
der geschäftigen Rheinebene gelegen, ist über 1260 Jahre alt. Heute zählt die
Große Kreisstadt rund 45.000 Einwohner, sie ist der Standort einiger interna-
tional erfolgreicher Unternehmen und ein beliebtes Ziel von Ausflüglern und
Touristen. Wie aber hat sich diese Stadt in den vielen Jahrhunderten seit ihrem
Bestehen entwickelt, wie haben die Menschen hier gelebt, wie wurde aus einem
einstigen Bauerndorf eine Industriestadt? Es war – um es vorwegzunehmen –
eine wechselvolle Geschichte, mit einigen Höhen und vielen Tiefen, die Wein-
heim bewältigen musste, bevor es den Weg zu einer aufstrebenden Kreisstadt
einschlagen konnte.
Ein alter Stich von Merian aus dem beginnenden 17. Jahrhundert – wie er als
Wandbild im Rathaus oder gedruckt in der Stadtgeschichte zu sehen ist – zeigt
die ummauerte Stadt mit ihren wuchtigen Gebäuden und dahinter eine Sied-
lung mit kleinen Häusern und einer Kirche. Dies dort hinten war das alte Dorf
Weinheim, das im Jahre 755 erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde.
Schon immer und überall haben sich Menschen dort angesiedelt, wo es Wasser
gab. So auch in Weinheim an der Bergstraße. Wenn wir die Frühgeschichte und
die römische Kaiserzeit einmal beiseite lassen, dann hat die dauerhafte Besied-
lung Weinheims im 8. Jahrhundert nach Christus – um die Zeit Karls des Gro-
ßen – am Zusammenfluss von Weschnitz und Grundelbach begonnen, ungefähr
dort, wo heute die Peterskirche steht. Die Fließgewässer aus dem Odenwald ga-
ben Wasser zum Leben, sie waren Fischgründe und haben später – bis in unsere
Tage – viele Mühlen angetrieben. Wir werden darauf zurück kommen.
Alte Fotografien vom Anfang des vorletzten Jahrhunderts zeigen die Peterskir-
che, an der rechts der Grundelbach und links die Weschnitz vorbeifließen. An
dieser Stelle stand wohl auch die allererste Kirche Weinheims, von der schon im
Jahr 861 die Rede war. Der Grundelbach wurde Ende der 1950er Jahre verdolt
und fließt heute im Verborgenen unter der Grundelbachstraße.
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